Installation und Arbeiten auf Papier, 2018
Obama hat eine in Zeltform benutzt, und ließ sich als erster darin fotografieren[1]. Geheimdienste in aller Welt haben sie im Einsatz. Menschen, die meinen, empfindlich auf Handy- und WLAN-Strahlung zu reagieren, bauen ihre Schlafzimmer um in: Strahlendichte Kammern.
Alles Elektronische funkt. Diese Emissionen lassen sich auffangen, und der Inhalt lässt sich relativ trivial rekonstruieren. Stichwort Emission Security. Früher, als es noch eine Verschwörungstheorie war, lautete der militärische Codename für diese Abhörtechnik TEMPEST.
Unsere Telefone, Computer, Fahrzeuge, Glühlampen sind Sender. Ihre Signale reihen sich ein in die natürlich vorkommende Aktivität des elektromagnetischen Spektrums. Von dieser können wir ohne technische Hilfsmittel nur sehr wenig wahrnehmen, etwa Licht und Wärme. Manche Wellenlängen lassen sich abschirmen, viele nur sehr schwer.
In der populären Imagination machen Strahlen immer krank[2]. Die Vorstellung, die im Schutzraum der Wohnung installierten Wlan-Router und die am Körper getragenen Mobiltelefone seien schädlich, ist weit verbreitet und dringt tief; genauso wie das Mißtrauen gegenüber einer Wissenschaft, in der die unter „Elektrohypersensibilität“ Leidenden nur interessengesteuerte Propaganda sehen.
Währenddessen sind wir gegenüber den großen Korporationen und den Sicherheitsbehörden weitestgehend transparent.
Der Traum vom sich-Isolieren, von Abgetrenntheit, von vollkommener Reinheit muss notgedrungen unerfüllbar bleiben. Man ist immer durchdrungen und durchwirkt von Einflüssen. Und Strahlung. Und dem Fremden. Man ist nie rein. Man ist nie ganz sauber. Nie sicher.
Der Ausstellungsraum wird fast komplett ausgefüllt von einer großen skulpturalen Installation. Eine kompakte, undurchsichtige Masse, deren Innenraum unzugänglich bleibt, und die die Bewegungsmöglichkeiten des Publikums einschränkt (Geschlossene Gesellschaft, 2018). Ihre Oberfläche ist vollkommen glatt und weiß, als wäre sie einem 3D-Rendering-Programm entsprungen. Sie steht damit im Kontrast zu den buckeligen, geschichtsträchtigen Wänden des Ausstellungsraums. Vom diesem bleiben fast nur Korridore übrig, transitorische Orte.
Im hinteren, dem direkten Einblick entzogenen Teil des Ausstellungsraums öffnet sich ein zweiter, intimer Raum, von warmem, indirekten Kunstlicht beleuchtet. Er bildet den Schauplatz für eine Serie von neuen Arbeiten auf Papier (Tempest Tent, 2018).
Die hier zum ersten Mal gezeigten Bilder sind in einem halb-automatischen Verfahren entstanden, bei dem sich eine mit flüssigen Farben gefüllte Struktur direkt auf das und durch das Papier hindurch abbildet, ähnlich wie beim Kontaktdruck oder Fotogramm.
Die Bilder nehmen als ihr Motiv die eingangs erwähnte extreme Form des Schutzes vor Überwachung auf: temporäre Raum-im-Raum Bauwerke, Hochsicherheitszonen, die das gesamte Spektrum elektromagnetischer Strahlung hermetisch abschirmen.
Ausstellungsaufbau Moltkerei Werkstatt, Köln
Geschlossene Gesellschaft